Karree St. Marx - Bauplatz C

Wien, Österreich
Freiraumplanung & Visualisierung | Bauträgerwettbewerb 2006 | 1. Platz
Architektur | O. Univ. Prof. Architektin Mag. arch. Elsa Prochazka
Bauträger | ÖSW

 

Freiraumkonzept

Der Standort, die Wegebeziehungen und die Architektur sind die bestimmenden Parameter des Freiraumkonzepts. Der Ort wird in seiner Gesamtheit betrachtet – die Freiräume werden informell vernetzt. Wesentlich ist, dass diese Räume den BewohnerInnen in ihrem Alltagszusammenhang zur Verfügung stehen und weit mehr als zufällige Restflächen darstellen.

Standortbetzug

Die flussmorphologische Ausprägung des Standorts bildet den geologischen Hintergrund. Das Bebauungsgebiet liegt oberhalb eines ehemaligen Donauprallhanges und wurde durch einen wasserbautechnischen Durchstich in den Jahren 1714 - 1726 vom Flussufer getrennt. Die vorgesehenen Geländemodellierungen sind sanft und fließend ausgeprägt. Sie zeugen so von höchstem Respekt gegenüber der historischen Topologie. Die konzipierte Bepflanzung nimmt Bezug auf den standortspezifischen Bewuchs. Der Einsatz von Weiden und Pappeln sowie Ulmen und Nuss bis hin zu Federgras und Trockenmoosen zitiert die Sukzession der Gewächse der Weichaue, Hartaue und Heißlände. Die ehemaligen Donauauen
fließen gleichsam über die „Stadtwildnis“ bis in den Trockenstandort des Bebauungsgebietes. Die „gezähmten“ Wiesen und „gepflanzten“ Baumgruppen korrespondieren mit ihrer unmittelbaren Umgebung und dem historischen Kontext.

Erschließung

Die vorgeschlagene Wegeführung bietet eine optimale innere und äußere Durchlässigkeit und wird den Bedürfnissen der Bewohner und der Bevölkerung der Umgebung gerecht. Das Bebauungsgebiet wird von öffentlichen Parkschutzzonen und Fußwegen flankiert. Die eigentliche Haupterschließung erfolgt über die Verlängerung der Dr.-Bohr-Gasse und über den ost- west verlaufenden Fußweg. Befestigte Zugangswege führen zu den „Stadtvillen“ und ihren urbanen Freiflächen.
Angedeutete Wegabzweiger stellen die Verknüpfung zur „gezähmten“ Wildnis dar. Ihr hoher Aufforderungscharakter lädt dazu ein, die geordneten Wege zu verlassen und in die Natur einzudringen. Die wohlplatzierte Grünraummöblierung weist dabei den Weg. Baumgruppen markieren die Kreuzungspunkte der „Trampelpfade“ und definieren Orte von höchster Verweilqualität. Die Wegeführung bietet durch ihre klar lesbaren Hierarchien eine bestmögliche Funktionsvernetzung und eine optimale Erreichbarkeit der mannigfaltig differenzierten Freiräume.

Architekturbezug

Die strenge Geometrie der Gebäude spiegelt sich in der Gestaltung der zugeordneten Freiräume wider. Die Erdgeschosszonen erstrecken sich bis in den umgebenden Grünraum und bilden Plätze von höchster urbaner Qualität. Sie sind befestigte Inseln im „Grünen Meer“. Großzügige Perforationen brechen die harten Oberflächen auf. Die größtenteils unter den Gebäuden situierten Kiesflächen sind Reminiszenzen an den geologischen Untergrund, die domestizierten Grünflächen sind Zitate der umgebenden Natur. Markante Verzahnungen verknüpfen die befestigten Inseln mit dem umgebenden Grünraum. Die den Kinderspielräumen vorgelagerten Kinderspielplätze sind angedockte Bindeglieder zwischen dem urbanen Habitat und dem „Grünen Meer“. Als geschützte Freiräume sind sie durch flankierende Bänke klar definiert und begrenzt. Zugleich aber sind sie auch ein Sprungbrett hinaus ins umgebende Grün und in unterschiedlichste soziale Räume.